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Brandenburgs Energiestrategie stößt auf Gegenwind
Viel Kritik und nur vereinzelt Lob hat die Landesregierung am Mittwoch für ihren Entwurf der Energiestrategie 2030 einstecken müssen, vor allem für das Festhalten an der Braunkohle. Der Wirtschaftsausschuss hatte am Mittwoch in Potsdam zu einer Anhörung geladen, bei der sich 34 Wissenschaftler, Wirtschaftsvertreter, Umweltschützer und Betroffene zu den Plänen äußerten.

Potsdam (dapd/red) - Von Umweltschützern gab es vor allem Kritik am Festhalten der Landesregierung an der Braunkohle. Statt auf den "Klimakiller" Braunkohle solle Brandenburg lieber auf erneuerbare Energien setzen, forderte Greenpeace-Energieexpertin Anike Peters. Dem schlossen sich die Vertreter der Klima-Allianz und des Beirats für Nachhaltige Entwicklung an.
Nur wenn Brandenburg jetzt mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Braunkohle beginnen und bis 2030 ganz aussteigen würde, sei eine 100-Prozent-Versorgung aus erneuerbaren Energien im Jahr 2050 möglich, sagte Peters. Weil Strom aus Braunkohle unflexibel sei und die Netze "verstopfe", stünden diese nicht für Energie aus Wind und Sonne zur Verfügung.
Vattenfall sieht sich durch Strategie ermutigt
Dem widersprach der Leiter Bergbauplanung bei Vattenfall Europe, Detlev Dähnert. Mittlerweile sei es sehr wohl möglich, die Leistung der Kohlekraftwerke bei Bedarf zu regulieren. Zudem betonte er die Bedeutung der Braunkohle für die Lausitz - 16.000 Arbeitsplätze hingen allein in Brandenburg an der Braunkohle.
Das Festhalten der Landesregierung an den fossilen Brennstoffen begrüßte Dähnert erwartungsgemäß: "Wir betrachten die Energiestrategie als Ermutigung, am Kurs der Modernisierung der Braunkohle festzuhalten." Vattenfall betreibt in der Lausitz mehrere Braunkohletagebaue und -kraftwerke.
Der Chef des brandenburgischen Windenergie-Unternehmens Enertrag, Werner Diwald, vermisste in dem Papier eine "klare Zielerreichungsmarke" für die erneuerbaren Energien. Gleichzeitig forderte er eine Vergrößerung der Flächen für Windenergie auf 2,5 Prozent der Landesfläche. Bislang sind in der Energiestrategie zwei Prozent vorgesehen.
Heftige Kritik an der Windenergie kam hingegen von Thomas Jacob von der Volksinitiative gegen die Massenbebauung mit Windkraftanlagen. Schon jetzt werde die Landschaft von über 3.000 Windanlagen "verschandelt", sagte er. "Die Energiewende nimmt den Bürgern die Heimat." Es profitierten nur die großen Energiekonzerne, während die Bürger das Nachsehen hätten.
Klimaforschungsinstitut warnt vor neuem Kraftwerk
Lob für die Ziele der Landesregierung bezüglich der erneuerbaren Energien gab es vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Beim Thema Braunkohle greife die Energiestrategie allerdings zu kurz, sagte die PIK-Wissenschaftlerin Brigitte Knopf. Sie warnte vor allem vor dem Bau eines neuen Kohlekraftwerks in Jänschwalde ohne die Möglichkeit zur unterirdischen Speicherung von CO2 (CCS-Technik). Ohne CCS könnten die Ziele zur CO2-Reduktion nicht erreicht werden. "Das wäre ein fatales Signal, das die Glaubwürdigkeit der Regierung schädigen könnte", fügte Knopf hinzu.
Die Energiestrategie 2030 soll Ende Februar oder Anfang März im Kabinett verabschiedet werden. Sie war am 10. Januar veröffentlicht worden. Mit der Ausschusssitzung am Mittwoch endete die Frist für eine Stellungnahme.
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