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Deutsche fordern Aus für ältestes Schweizer AKW
Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg fordert das Abschalten des Schweizer Atomkraftwerks Beznau 1. Das AKW, das nur sieben Kilometer von der deutschen Grenze entfernt ist, ist das älteste Kernkraftwerk weltweit. Der Betreiber setzt jedoch weiter auf die Atomenergie und will den Reaktor bis 2020 am Netz behalten.

Stuttgart/Beznau (dapd/red) - Ein Uralt-Reaktor, nur sieben Kilometer von der deutschen Grenze entfernt: Das Kraftwerk Beznau 1 in der Schweiz wird ab Donnerstag (1. März) zum weltweit ältesten Atomkraftwerk. Bislang war dies die englische Anlage Oldbury, die aber nun abgeschaltet wird. Die Schweizer Betreiberfirma Axpo setzt auch weiterhin auf die Atomenergie: Der Schweizer Reaktor soll noch rund acht Jahre lang weiterlaufen. Das Kraftwerk ist bereits seit mehr als 42 Jahren am Netz.
Die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg spricht sich unterdessen gegen die Nutzung von Atomenergie aus und fordert das Abschalten des Atomkraftwerks. Auch die deutsche Bevölkerung im Grenzgebiet sei durch den Reaktor gefährdet. Daher sei es "folgerichtig, dass sich Deutschland und speziell auch Baden-Württemberg für eine rasche Stilllegung der grenznahen Kernkraftwerke in der Schweiz einsetzt", erklärte ein Sprecher des Umweltministeriums auf dapd-Anfrage. "Schlussendlich hat hierüber aber die Schweizer Regierung zu entscheiden."
Unzureichender Schutz gegen Terroranschläge
Eine Gefahr sieht das Ministerium insbesondere in Terroranschlägen mit Verkehrsflugzeugen. Beznau 1 sei baulich nur unzureichend geschützt - ähnlich wie die in Deutschland abgeschalteten Atomkraftwerke. "Die beiden Reaktoren in Beznau entsprechen von der Leistung und Systemtechnik her dem 2005 stillgelegten Kernkraftwerk Obrigheim", sagte der Sprecher weiter.
Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hatte unlängst die Schweizer Regierung in einem Schreiben aufgefordert, "bei der Überprüfung der schweizerischen Kernkraftwerke dieselben sicherheitstechnischen Maßstäbe anzulegen wie in Deutschland".
Aus Sicht des AKW-Betreibers Axpo steht dem Weiterbetrieb jedoch nichts im Wege. In der Schweiz gebe es kein Gesetz, in dem feste Abschalttermine für einzelne Reaktoren festgehalten sind, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Reaktoren könnten "so lange laufen, wie sie sicher sind".
Reaktor soll bis 2020 am Netz bleiben
Axpo gehe von einer rund 50-jährigen Laufzeit aus, Beznau 1 wäre dann also noch etwa bis zum Jahr 2020 am Netz. In der Bundesrepublik steht das derzeit älteste Atomkraftwerk im bayerischen Grafenrheinfeld, es läuft seit knapp 30 Jahren und soll spätestens 2015 abgeschaltet werden.
Der Axpo-Sprecher sagte, der Reaktor in Beznau weise trotz seines Alters keine Sicherheitsmängel auf. "Es ist vom Baujahr ein altes Kraftwerk, aber nach dem Zustand ein relativ modernes." Für Nachrüstungen habe Axpo schon dreimal so viel Geld bezahlt wie für den Bau der Anlage. In den kommenden Jahren sollen noch einmal 500 Millionen Schweizer Franken hinzukommen, das sind etwa 415 Millionen Euro.
Umweltschützer warnen vor Super-GAU
Umweltschützer halten das Atomkraftwerk aber weiterhin für gefährlich. Das Reaktordruckgefäß könne einen Riss bekommen, befürchtet Axel Mayer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Dieses Herzstück des Reaktors kann nicht ausgetauscht werden." Daher müsse Beznau 1 sofort abgeschaltet werden. "Wenn am Reaktordruckgefäß ein Riss entsteht, dann führt das zum nicht beherrschbaren Super-GAU."
In einem solchen Fall wäre auch Deutschland betroffen. Beim Regierungspräsidium Freiburg gibt es daher Katastrophen-Einsatzpläne, wie das Umweltministerium erläutert. Darin seien etwa mögliche Evakuierungen oder das Verteilen von Jodtabletten geregelt.
Um solch ein Szenario zu vermeiden, wollen Atomkraftgegner am Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Fukushima gegen die Atomenergie und für die Abschaltung von Beznau 1 sowie weiterer Atomanlagen auf die Straße gehen. Zu der Demonstration am Schweizer Kraftwerk Mühleberg wollen auch deutsche Umweltschützer mit Bussen anreisen.
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