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E10-Verwirrspiel: Was ist drin im Tank?
Das Verwirrspiel an den Tankstellen nimmt immer absurdere Formen an. Drei Wochen nach dem Berliner Benzingipfel kann der Autofahrer kaum noch sicher sagen, was er in seinen Wagen füllt. Unterdessen haben die Autohersteller eine umfassende Garantie für den umstrittenen Ökosprit abgegeben.

Berlin (dapd/red) - Die deutsche Autoindustrie macht sich mit einem handfesten Versprechen für den Problemsprit E10 stark: Audi, BMW, Opel, Volkswagen, Porsche, Ford und Mercedes gaben eine verbindliche Verträglichkeitsgarantie für den umstrittenen Ökokraftstoff ab. "Selbstverständlich gelten auch bei E10 alle rechtlichen Ansprüche des Verbrauchers", heißt es in der am Montag in Berlin verbreiteten Erklärung. An den Tankstellen wird unterdessen immer unklarer, was eigentlich aus dem Zapfhahn fließt.
Kritiker der Autoindustrie hatten moniert, dass die Hersteller die allermeisten ihrer Benziner für das Tanken von E10 freigegeben hätten, aber bisher nicht für Schäden eintreten wollten, falls dennoch Motorschäden auftreten. Die weit überwiegende Mehrheit der Autofahrer in Deutschland kann E10 laut Industrie ohne Bedenken tanken. Rund 99 Prozent aller Autos deutscher Marken mit Benzinmotor vertragen E10. Die Angaben sind in einer Verträglichkeitsliste der DAT zusammengestellt, die im Internet unter dat.de zu finden ist.
Schilder schon umgebaut
Das Verwirrspiel an den Tankstellen nimmt inzwischen immer absurdere Formen an. Drei Wochen nach dem Berliner Benzingipfel kann der Autofahrer kaum noch sicher sagen, was er in seinen Wagen füllt. Nicht selten sprudelt aus der E10-Zapfstelle das alte E5-Super. An anderen Tanksäulen steht zwar Super95 dran, aber Super Plus ist drin.
Die Ursache dafür ist laut ExxonMobil-Sprecherin Gabriele Radke, dass noch nicht überall in Deutschland und den grenznahen Gebieten der Nachbarländer Raffinerien und Lagerkapazitäten auf E10 eingerichtet sind, andererseits aber viele Tankstellen ihre Schilder bereits auf den neuen Biosprit umgerüstet haben.
Rechtlich in Ordnung
Rechtlich ist das nach Aussage der Mineralölwirtschaft in Ordnung. Die DIN-Norm für E10-Benzin schreibt lediglich den oberen Grenzwert des Bioethanol-Anteils fest, eben mit zehn Prozent. Daher fallen formaljuristisch auch Super Plus (mindestens 98 Oktan) und das alte Super 95 (95 Oktan) unter diese Norm, auch wenn sie höchstens fünf Prozent Biokraftstoff enthalten. Radke zufolge strömt hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen daher aus zahlreichen mit E10 ausgezeichneten Zapfstellen tatsächlich nur E5-Benzin.
Die Sprecherin erklärte das unter anderem damit, dass die Tankstellenschilder bereits auf E10 umgerüstet waren und der "Rückbau" nicht überall erfolgt sei. Der Vorstand der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisierte das am Montag als "Täuschung der Autofahrer: ein weiterer Sargnagel für das Vertrauen in die Einführung von E10-Benzin".
Super, Super Plus, E10
Umgekehrt findet der Autofahrer in Berlin und anderen Bundesländern neben Super Plus und E10 häufig noch Preisschilder und Zapfstellen für Super, das aber genau so teuer ist wie Super Plus. Es kommt meist auch aus demselben Tank und ist auch dasselbe, nämlich das 98-oktanige Super Plus mit maximal fünf Prozent Biosprit-Anteil. Radke bestätigte das am Montag auf Nachfrage und wies darauf hin, dass ein solches "Upgrading" zulässig sei. Schon vor Wochen hatte der Mineralölwirtschaftsverband diese Praxis bestätigt und drauf hingewiesen, dass der Kunde, der Super tankt, ja tatsächlich Super Plus, also eine bessere Qualität, bekomme.
Röttgen zum Handeln aufgefordert
Der Shell-Konzern griff die Bundesregierung und die Autobranche wegen der mangelnden Akzeptanz von E10 an und erklärte, bereits jetzt zeichne sich ab, dass der vom Gesetzgeber über alle Kraftstoffsorten hinweg geforderte Biosprit-Anteil von 6,25 Prozent in diesem Jahr nicht mehr zu schaffen sei und deshalb hohe Strafzahlungen drohten. Shell-Deutschlandchef Peter Blauwhoff sagte dem "Tagesspiegel", er sehe insbesondere Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) in der Pflicht. "Ich kann Herrn Röttgen nur auffordern, sich ebenfalls tatkräftig um mehr Akzeptanz zu bemühen. Es handelt sich schließlich um die Folgen seiner Gesetzgebung."
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