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Forscher: Deutlich mehr tote Fledermäuse an Windrädern
Windräder erzeugen sauberen Strom und das ist ein Ziel der Energiewende. Die Anlagen haben aber auch negative Folgen: Hunderttausende Fledermäuse sterben an ihnen im Jahr, sagen Forscher. Wie viele der Tiere tatsächlich an den Anlagen umkommen, darüber sind sich die Experten uneinig.

Berlin (dpa/red) - Zum Schutz von Fledermäusen sollte nach Einschätzung von Forschern mehr getan werden. An Windrädern in Deutschland könnten pro Jahr mehr als 250.000 Fledermäuse umkommen, wenn die Anlagen ohne Rücksicht auf Naturschutz betrieben werden, schätzen Berliner Forscher um den Biologen Christian Voigt (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, IZW) im Fachblatt "European Journal of Wildlife Research". Sie hatten verschiedene Studien zu dem Thema gesichtet. Deren Schätzungen, wie viele Fledermäuse im Jahr umkommen, gehen demnach stark auseinander - von unter 100.000 bis zu über 400.000.
Auflagen für Windräder nicht eingehalten
Vermutlich erfülle nur ein Bruchteil der aktuell rund 24.000 Windkraftanlagen entsprechende Auflagen, teilte das IZW mit. Dazu gehört unter anderem, dass die Betriebszeiten der Windräder an den Fledermausflug angepasst werden. Die exakte Zahl der unter diesen Auflagen betriebenen Windräder ist laut Voigt nicht bekannt.
Vermutlich nicht alle verletzten Tiere erfasst
Tatsächlich könnten aber noch mehr Fledermäuse getötet werden, denn Forscher stützen sich bislang auf Suchaktionen unterhalb von Windrädern. Dort finden sie aber nur Tiere, die sofort umkommen. Etwa weil sie Knochenbrüche erlitten oder erschlagen wurden.
In anderen Fällen zerreißen innere Organe durch die großen Luftdruckänderungen: Experten sprechen von einem Barotrauma. "Fledermäuse mit mildem Barotrauma sterben jedoch vermutlich nicht sofort, sondern könnten noch einige Minuten oder sogar Stunden weiterfliegen", sagt Christian Voigt.
Da moderne Windräder größere Rotorblätter hätten, erwarten Wissenschaftler das Barotrauma als Todesart in Zukunft häufiger. Denn die Tiere seien stärkeren Kräften ausgesetzt. So könnte sich nach Einschätzung Voigts auch die Zahl der unentdeckten Todesfälle erhöhen
Windräder könnten Flugrouten stören
Abschließend geklärt sind die Ursachen für die Todesfalle Windrad noch nicht. Diskutiert werde auch, ob die Tiere von den Windrädern angezogen werden, schreiben die Forscher in ihrer Überblicksstudie.
Rund zwei Drittel der in Deutschland getöteten Fledermäuse stammen demnach aus ausländischen Populationen. Die Tiere durchqueren das Land zweimal pro Jahr, da sie sich im Winter im Südwesten Europas aufhalten, im Sommer jedoch in kühlere Gefilde im Nordosten fliegen. Die zunehmende Zahl an Windkraftanlagen in Deutschland könnte die Flugrouten stören.
Pflicht bei den Betreibern?
Zu den betroffenen Tieren zähle etwa der Große Abendsegler (Nyctalus noctula) und die Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii). Beide seien auch bei etwas höheren Windstärken noch aktiv, heißt es in der Studie. Bisher hatten Naturschützer und Forscher empfohlen, Windräder bei schwachem Wind vom Netz zu nehmen - nur dann flögen die Tiere auf Höhe der Rotorblätter.
Die Autoren sehen Betreiber von Windkraftanlagen in der Pflicht: Betriebszeiten sollten besser mit Wanderungszeiten der Fledermäuse abgestimmt werden. Auch müssten die Betriebsgenehmigungen älterer Anlagen geprüft werden. Eventuell wurden sie gebaut, ohne dass Vogelzug und Fledermausrouten berücksichtigt wurden.
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