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Mehr Klimaschutz: EU will nachhaltige Geldanlagen fördern
Um dem Klimaschutz noch einmal einen Schub zu geben, sollen in der EU künftig grüne Finanzprodukte gefördert werden. Vornehmlich sollen so auch die Zusagen aus dem Pariser Klimaabkommen umgesetzt werden. Worum geht es dabei genau?

Brüssel - Klimaschutz durch private Investments? In Folge des Pariser Klima-Abkommens will die EU ihren Treibhausgas-Ausstoß massiv absenken. Um Industrie und Infrastruktur umzustellen, sind aber gewaltige Investitionen nötig. Die EU-Kommission will nun die Finanzmärkte dazu nutzen. Am Donnerstag soll in Brüssel ein entsprechender Gesetzesvorschlag zur Förderung grüner Investments vorgestellt werden. Ein Überblick:
Warum will die EU nachhaltige Geldanlagen fördern?
Um 40 Prozent will die Europäische Union ihre Treibhausgase bis 2030 im Vergleich zu 1990 senken. Damit sollen Zusagen aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 umgesetzt werden. Dafür müssten jedoch zusätzlich 180 Milliarden Euro jährlich klimafreundlich investiert werden. "Das liegt weit jenseits der Möglichkeiten der öffentlichen Hand", sagte der zuständige EU-Kommissar Valdis Dombrovskis bereits zuletzt. Außerdem nehmen die Kosten von durch die Erderwärmung verstärkten Naturkatastrophen - etwa Überflutungen und Dürren - nach Angaben der Brüsseler Behörde immer mehr zu.
Welche Pläne gibt es für die Förderung?
Unter anderem sollen schrittweise Kriterien festgelegt werden, mit denen wirtschaftliche Tätigkeiten als ökologisch nachhaltig eingestuft werden können. Im Detail sollen sie in den kommenden Monaten präzisiert werden. Grundsätzlich soll dabei aber sichergestellt werden, dass Investments keinem der EU-Klimaziele zuwiderlaufen. Außerdem soll berücksichtigt werden, ob etwa Müll und Umweltverschmutzung reduziert werden. Das soll Anlegern helfen, zwischen umweltfreundlichen und klimaschädlicheren Investments zu unterscheiden.
Unternehmen und Banken, die Anlagen im Namen ihrer Kunden verwalten, sollen diesen außerdem detailliert Auskunft über die Klimaauswirkungen einzelner Anlagen geben.
Eine umstrittenere Idee, die in Brüssel in den vergangenen Monaten diskutiert worden war, ist nun nicht Teil des Gesetzespakets. Dabei ging es darum, dass die Kapitalanforderungen für Banken gelockert werden könnten, wenn sie Kredite für nachhaltige Projekte vergeben.
Wie sieht das bisherige Interesse an grünen Finanzprodukten aus?
Nach Angaben der Deutschen Bundesbank ist das Interesse privater Investoren an grünen Geldanlagen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Zwischen 2006 und 2016 hat sich das Anlagevolumen in nachhaltige Investments in Deutschland, Österreich und der Schweiz mehr als verzwölffacht - von rund 20 Milliarden auf über 240 Milliarden Euro.
Das ist aber im Vergleich zu klassischen Anlagen nach wie vor wenig. Bis Ende März 2018 legten Sparer und institutionelle Anleger nach Angaben des Fondverbandes BVI 20,6 Milliarden Euro in Publikumsfonds mit dem Merkmal "Nachhaltigkeit" an. Das entspricht gerade einmal etwa 2 Prozent des Publikumsfondsvermögens von insgesamt 1021 Milliarden Euro.
Im vergangenen Jahr zahlten Anleger unterm Strich 2,7 Milliarden Euro neue Gelder in diese Nachhaltigkeits-Fonds ein. Zum Vergleich: Insgesamt sammelten Publikumsfonds netto 71,8 Milliarden Euro neue Gelder ein. Europaweit fehlen aber einheitliche Standards, was "nachhaltig" ist.
Wie hoch stehen die Chancen für die Förderung von nachhaltigen Geldanlagen?
Das ist noch nicht ganz absehbar. Dombrovskis sagte zuletzt, im Kreis der EU-Finanzminister gebe es breite Zustimmung für mehr Nachhaltigkeit im europäischen Finanzsystem. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte sich bereits ebenfalls für die Ideen stark gemacht. Der Teufel dürfte aber im Detail liegen.
"Die Kommission versucht, das Thema Nachhaltigkeit mit der Brechstange in der europäischen Finanzmarktregulierung unterzubringen, ohne erklären zu können, was Nachhaltigkeit im Finanzwesen überhaupt bedeutet", kritisierte der CSU-Europaparlamentarier Markus Ferber. "Wir sollten nun nicht damit anfangen, Privatanlegern nachhaltige Produkte aufzuzwingen, wenn sie diese vielleicht gar nicht wollen."
"Der Vorschlag, die Kundenberatung für nachhaltige Geldanlagen zu verbessern, ist ein Schritt in die richtige Richtung", meinte der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold. "Berater sollen zukünftig systematisch die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden abfragen und bei der Geldanlage berücksichtigen." Außerdem forderte er ein EU-Kennzeichen für nachhaltige Finanzprodukte, wie es bereits für Bio und fairen Handel existiere.
Zwischen den EU-Staaten und im Europaparlament dürften nun hitzige Diskussionen folgen.
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