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Projekt Bioenergiepark: Strom- und Wärmebedarf selbst decken
Das Artland im Landkreis Osnabrück will unabhängig von fossiler Energie werden. Die 23.000 dort lebenden Menschen sollen eines Tages komplett mit regenerativer Energie versorgt werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert das Vorhaben bislang mit 150.000 Euro.

Quakenbrück (ddp.djn/sm) - Er träume davon, den Energiebedarf des Artlandes, einer 180 Quadratkilometer große Samtgemeinde im Landkreis Osnabrück, eines Tages komplett mit regenerativer Energie zu decken, sagt der Ingenieur und Erfinder Dieter Schillingmann.
Im Büro seiner Firma REW Regenis, die sich mit Entwicklung und der Realisierung von Energiegewinnung aus Biomasse befasst, klebt ein Plakat mit der Aufschrift "Lösung Sonne" an der Wand. Allein mit deren Strahlung ließen sich unsere Energieprobleme lösen, sagt der 51-Jährige. Die Sonnenstrahlen müssten nur genutzt werden. Deshalb gelte es, die unterschiedlichen regenerativen Energien in einem Energiepark zu vernetzen, sagt Schillingmann. Schnelle Lösungen verspricht er aber nicht. Die volle Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern erwartet er in etwa 50 Jahren.
Alle Formen erneuerbarer Energien vernetzen
Schillingmann soll künftig ein Netzwerk von 14 Unternehmen führen. "Das Projekt Bioenergiepark Artland wird als Netzwerkansatz mit einem sehr innovativen Anspruch bewertet", sagt Pressesprecherin Sarah Schneid vom Bundeswirtschaftsministerium in Berlin. Es sei eine Investition in die Zukunft. Der Bioenergiepark Artland sei bisher bundesweit das einzige vom Wirtschaftsministerium im Rahmen des Netzwerkmanagements NEMO unterstützte Projekt, das sich mit allen Formen der regenerativen Energie zur Versorgung einer Region befasst. Dazu gehören Photovoltaik, Biomasse, Geothermie, Windkraft, Wasserkraft, Mini-Blockheizkraftwerke, Solarthermie und Wärmenetze.
Florian Birk, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Artland GmbH und Samtgemeinderat, stimmt Schillingmanns Einschätzung zu, dass für so ein Vorhaben langer Atem nötig ist. Das energetische Projekt werde in der Region aber durchaus positiv bewertet. Vor einigen Jahren noch wäre da sicher anders gewesen, meint er.
Der Bioenergiepark finde in der ländlichen Region des Artlands beste Voraussetzungen, sagt Schillingmann. Dort ließen sich alle Komponenten des Parks installieren. Dazu gehörten die Solarthermie und die Photovoltaik, die die Sonnenstrahlen direkt zur Wärme und Stromerzeugung nutzten. Indirekt von der Sonne gespeiste Energielieferanten seien Wind- und Wasserkraft. Eine dritte Säule des Energieparks sei die in Form von Biomasse gespeicherte Energie. Die Vergasung von Holz, Sonnenblumen oder Mais sei effektiver als deren Verbrennung.
Biogas soll in Kavernen gespeichert werden
Gespeichert werde die Energie in Kavernen, die mehrere Millionen Liter Gas fassten. Auf diese Weise könne sich die Region von klassischer Stromerzeugung unabhängig machen und die Preise für Energie niedrig halten, sagt Schillingmann. Die Technik, um einen Biomassevergaser zu bauen, sei bekannt. "Wir warten aber seit Jahren darauf, dass uns jemand Geld gibt, um diese Maschine bauen zu können", sagt er.
Gleichwohl ist Schillingmann zuversichtlich. "Momentan ist die Stimmung hier günstig", sagt er. Viele Artländer sähen den realistischen Nutzen des Bioenergieparks und "eine sonnige Zukunft für ihre Region", die unabhängig von den Preiskapriolen der Öl-, Gas- und Stromlieferanten sei.
Bezirk in Österreich als Vorbild
Ein Vorbild für das Artland-Projekt sei der österreichische Bezirk Güssing, der einstmals als ärmste Region des Alpenlandes gegolten habe, sagt Schillingmann. 1990 beschloss der dortige Gemeinderat, sich unabhängig von fossilen Energien zu machen und einheimische, nachwachsende und damit erneuerbare Energieträger zu nutzen. Heute ist dort der Sitz des Europäischen Zentrums für erneuerbare Energie und von 50 neuen Firmen, die etwa 1000 direkte und indirekte Arbeitsplätze geschaffen haben.
Das dürfte Schillingmanns Bemühungen um die Nutzung alternativer Energiequellen beflügeln. Natürlich gehe es in der Wirtschaft darum, Profit zu machen, sagt er und fügt hinzu: "Wir wollen aber auch eine gute Welt für unsere Kinder hinterlassen."
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