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Shell gibt Ölbohrungen in der Arktis auf
Ölbohrungen in der Arktis sind ein heikles Thema, erst am Wochenende hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace deswegen an vielen Shell-Tankstellen gestreikt. Am Montag erfolgte die überraschende Nachricht: Shell stellt die Suche nach dem schwarzen Gold in Alaska ein.

London (dpa/red) - Die Kapitulation kommt plötzlich und unerwartet. In einem eher dürren Statement gibt der Shell-Konzern am frühen Montag bekannt, dass er in Ölbohrungen vor Alaska das Handtuch wirft. "Shell wird jetzt weitere Erkundigungen Offshore Alaska für die absehbare Zukunft beenden", heißt es in der Erklärung. Zugleich muss der Konzern einräumen, dass er damit Milliarden in den Sand gesetzt hat.
Greenpeace streikte an Shell-Tankstellen
Umweltschützer und Öko-Aktivisten reiben sich die Augen: Haben sie diesmal womöglich mit ihren jahrelangen Protesten Erfolg gehabt? Erst am Sonntag hatte Greenpeace mit einer Aktion an zahlreichen deutschen Shell-Tankstellen gegen umstrittene Arktis-Bohrungen mobilisiert. Haben die Umweltschützer einen der mächtigsten Ölkonzerne der Welt in die Knie gezwungen?
Kaum Öl in der Arktis?
Offiziell will der britisch-niederländische Konzern davon freilich nichts wissen. Offiziell heißt es, nach den sommerlichen Probebohrungen im "Burger J"- Feld in der Tschuktschensee im Norden Alaskas habe sich gezeigt, dass es dort "nicht genügend" Öl gebe, um weiter Erkundigungen vorzunehmen. Die bisherigen Ergebnisse seien "schlichtweg enttäuschend".
Doch eigenartig: Zugleich betont Marvin Odum, Chef von Shell Upstream Americas, in derselben Erklärung, dass man in dem Bassin nach wie vor erhebliches Potenzial sehe, dass das Gebiet letztlich "von entscheidender Bedeutung für Alaska und die USA werden könne".
Vage Begründungen für den Bohrstopp
Über die tatsächlichen Motive, die zur Kehrtwende führten, äußert sich der Konzern lediglich in Andeutungen. Von "hohen Kosten" in Zusammenhang mit dem Projekt ist die Rede. Vage und zugleich vielsagend spricht die Erklärung aber auch von "unvorhersehbaren" Vorschriften und Regulierungen vonseiten der US-Regierung - dabei hatte Washington erst im Sommer endgültig grünes Licht gegeben.Arktis-Bohrungen sind schwer umstritten
Tatsächlich zählen Bohrungen in den nördlichen Gewässern zu den umstrittensten Projekten der Ölsuche überhaupt, wie Ökologen immer wieder betonen. Schätzungen zufolge liegen rund 30 Prozent des noch unangezapften Erdgases und zwölf Prozent der weltweiten Erdölreserven unter der Arktis. Längst sind die Arktis-Anrainer - allen voran Russland und die USA - dabei, sich langfristig Pfründe zu sichern.
Ölpreise und politische Kontroversen
Angesichts der weltweiten Dauerproteste meint selbst ein Experte des zurückhaltenden britischen BBC-Senders, die Bohrungen vor Alaska "sind politisch sehr, sehr schwierig geworden". Zudem machten rasant gefallene Ölpreise die Bohrungen derzeit weniger attraktiv.
Nicht zuletzt dürfte Shell auch die Kontroverse innerhalb der USA irritieren. So hatte Hillary Clinton, aussichtsreiche Präsidentschaftsbewerberin der Demokraten, die jüngste Bohrerlaubnis von Präsident Barack Obama für Shell offen kritisiert. Mehr noch: Sie droht, die Erlaubnis im Falle ihres Wahlsieges zurückziehen.
Klimawandel legt Reserven frei
Ironie der Geschichte: Ausgerechnet der Klimawandel erleichtert die Suche nach Bodenschätzen. Denn je mehr das Eis schmilzt, desto zugänglicher werden die üppigen Öl- und Gasreserven, die darunter vermutet werden. Doch die Risiken sind extrem hoch, die Gewässer vor Alaska sind extrem flach - ein Ölaustritt würde zur Katastrophe führen.
Ausstieg kostet Shell fast 3 Milliarden
Der Ausstieg wird nicht gerade billig für Shell. Die finanziellen Belastungen für den Stopp bezifferte Shell auf etwa drei Milliarden US-Dollar (2,7 Milliarden Euro), bezogen auf den Buchwert des Projektes. Weitere 1,1 Milliarden Dollar dürften für zukünftige Vertragsverpflichtungen anfallen. Details will das Unternehmen bei den nächsten Quartalszahlen vorlegen.
Greenpeace selbst kann Shells Kehrtwende noch gar nicht recht glauben. "Wir sind vorsichtig froh", meint eine Sprecherin in Amsterdam. "Wenn dieser Beschluss endgültig ist, dann haben wir gesiegt."
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