- Strom-Nachrichten
- Gutachten
Stromkunden zahlen zu hohe Netzentgelte
Die vier Stromversorger RWE, Vattenfall, E.ON und EnBW haben einem Gutachten zufolge in den vergangenen Jahren durch ungerechtfertigte Preiserhöhungen zu hohe Netzentgelte kassiert.

Dies habe zu Erlösen von insgesamt 664 Millionen Euro geführt, berichtete der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) und der Bundesverband Neuer Energieanbieter (bne) als Auftraggeber des Gutachtens am Dienstag in Berlin. Der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) wies die Kritik der Verbände zurück. "Die Entgelte sind seit 2002 im Bundesdurchschnitt weitgehend stabil geblieben", sagte VDEW-Hauptgeschäftsführer Eberhard Meller. Auch E.ON und EnBW erklärten, sie könnten die Vorwürfe nicht nachvollziehen.
Die Netznutzungsentgelte der vier großen Netzbetreiber seien im Durchschnitt seit 2001 ungerechtfertigt um 37 Prozent gestiegen, wird dagegen in dem vorgelegten Gutachten argumentiert. Die beiden Verbände VIK und bne forderten die Bundesnetzagentur zu einer gründlichen Prüfung auf. Der VIK ist die gewichtige Interessenvertretung von Energiekunden aus Industrie und Gewerbe. Der bne vertritt netzunabhängige Lieferanten und Energiehändler.
Ein EnBW-Sprecher sagte in Stuttgart, die Kalkulation der Entgelte entspreche den gesetzlichen Vorgaben: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen." EnBW sei der erste Energieversorger gewesen, der die Netzentgelte im Internet publiziert und damit transparent gemacht habe. Gleichwohl wolle man das Gutachten, sobald es dem Unternehmen vorliege, prüfen. Der Energiekonzern E.ON hat nach eigenen Angaben Ende Oktober seine Entgelte bei der Bundesnetzagentur umfassend und transparent dargestellt. Sie würden von der Aufsichtsbehörde überprüft.
Ein E.ON-Sprecher verwies darauf, dass trotz hoher Folgekosten durch die Windeinspeisung die Entgelte für die Nutzung des deutschen Höchstspannungsnetzes im europäischen Vergleich im unteren Mittelfeld lägen. In dem von VIK und bne vorgestellten Gutachten heißt es, die deutschen Übertragungsnetzentgelte lägen mehr als 100 Prozent über dem Niveau anderer europäischer Übertragungsnetze. Industrie und Haushalte seien hiervon doppelt betroffen. Neben den finanziellen Mehrbelastungen werde der Rückgriff auf dritte Stromlieferanten erschwert. Überhöhte Netznutzungsentgelte seien der maßgebliche Grund für mangelnden Wettbewerb auf dem deutschen Strommarkt.
Die vier großen Netzbetreiber hätten ihre überhöhten Preise mit einem zusätzlichen Kostenanstieg durch den seit 2001 verstärkten Einsatz von Windenergie begründet, sagte bne-Geschäftsführer Robert Bisch. Die Ergebnisse der öffentlichen Regelenergieausschreibungen ergäben aber keinerlei Hinweise auf eine solche Extra-Belastung. Regelenergie müssen die Energieversorger bereit halten, um einen sicheren Netzbetrieb zur gewährleisten, also bei der Windenergie auch im Fall der Windstille.
"Die Stromwirtschaft kalkuliert die Entgelte für die Nutzung der Stromnetze nach anerkannten betriebswirtschaftlichen Grundsätzen", sagte VDEW-Hauptgeschäftsführer Meller. Die gesamte Kosten- und Erlöslage werde seit jeher von den Preisbehörden der Länder kontrolliert. Außerdem wachten Landeskartellbehörden und das Bundeskartellamt darüber, dass kein Missbrauch stattfinde. Die deutsche Stromwirtschaft werde in den kommenden 15 Jahren rund 40 Milliarden Euro allein in die Stromnetze investieren. "Die Stromunternehmen brauchen auskömmliche Entgelte, um die Versorgungssicherheit auch künftig zu erhalten", sagte Meller.
Lampe
Solaranlagen-Wartung
E-Scooter
Sicherungskasten
Sicherungskasten: eine wichtige Installation im kompakten Überblick
E-Bike